Hier sammle ich nach und nach Infos über verschiedenste Teesorten, Teekulturen und Trinkgewohnheiten, sodass der Text im Laufe der Zeit immer umfangreicher werden wird.
Wenn wir an Tee denken, haben wir natürlich schwarzen oder grünen Tee vor Augen, aber oft auch Kräutertees oder Gewürztees. Doch was ist Tee? Als Tee gilt im strengen Sinne nur die Teepflanze, die hauptsächlich in Indien und Sri Lanka, aber auch China angebaut wird. Dort liegen auch die bekannten Anbaugebiete Assam, Ceylon und Darjeeling, aus denen ein Großteil der Tees stammen, die wir bei uns trinken. Mithilfe verschiedener Fermentationsgrade wird der Tee in den Zustand gebracht, wie wir ihn kennen.
So besteht Grüntee aus den lediglich getrockneten, nicht fermentierten Blättern der Teepflanze und tendiert geschmacklich in eine eher herb-frische Richtung, kann bei langer Ziehzeit aber auch sehr bitter werden. Es gibt unterschiedliche Schnitte, wie zum Beispiel Gunpowder (zu kleinen Kügelchen gerollte Blätter), Sencha (japanisch, gleichmäßig geschnittenes Blatt) oder Chun Me (zu Halbkreisen gerollte Blätter).
Der sogenannte Oolong-Tee ist ein halbfermentierter Tee, der traditionell in China getrunken wird. Der Name „Oolong“ bedeutet in etwa „Schwarzer Drache“ und beruht auf einer Legende, nach der ein Teeplantageninhaber bei der Trocknung seiner Ernte von einem schwarzen Drachen verjagt wurde und der in der Sonne liegende Tee nach seiner Rückkehr teilweise vergoren war. Dieser Tee schmeckte dann jedoch so gut, dass diese Methode fortan beibehalten wurde.
Heute wird der Tee nach der Ernte in Weidenkörben geschüttelt, sodass der austretende Saft mit dem Sauerstoff der Luft reagiert. Dieser Prozess wird durch das Erhitzen in Eisenpfannen gestoppt, sodass eben nur ein Teil des Tees fermentiert. Er schmeckt, je nach Fermentierungsgrad, eher wie ein Grüntee oder wie ein Schwarztee und tendiert damit von blumig-herben Noten bis hin zu leicht bitter, eher kräftigen Geschmacksnuancen.
Die bekannteste und in unseren Gefilden auch am meisten getrunkene Teesorte ist der Schwarztee. Durch die vollständige Fermentation des Tees wird dieser dunkel und oft kräftig im Geschmack, wie es vor allem bei Assam-Tees der Fall ist. Der Darjeeling-Tee ist im Vergleich ein eher blumig-milder Tee und gilt aufgrund seines schwierigeren Anbaus an Hängen in großer Höhe (800m-2000m) als hochwertiger als der Assam- oder Ceylon-Tee.
Allen Teesorten wird eine gesundheitsfördernde Wirkung nachgesagt, wobei über die verschiedenen Vorteile in der Wissenschaft zum Teil Uneinigkeit herrscht. Wohl unbestritten ist die positive Wirkung des Tees auf unser Wohlbefinden und das es kaum schöneres gibt, als sich mithilfe einer Teezeremonie eine Auszeit vom Alltag zu gönnen. Jedenfalls kann ich diesen Aspekt aus eigener Erfahrung nach Kräften bestätigen.
Dies ist nur ein kurzer Überblick über die Vielfalt des Tees. Mehr Infos zu den verschiedenen Teesorten, den gesundheitlichen Vorteilen und Geschichten über die unterschiedlichsten Teekulturen dieser Erde findest du beim runterscrollen. Auf zur Frage: Was ist Tee und welche Sorten gibt es?
Assam-Tees stammen aus der gleichnamigen Region im Nordosten Indiens. Dort wird auf der größten zusammenhängenden Anbaufläche der Welt Tee kultiviert und in die ganze Welt verschifft und geflogen. Zunächst war den Europäern gar nicht bekannt, dass auch in Indien Tee wächst und erst 1823 entdeckte ein schottischer Reisender wildwachsende Teesträucher. Diese wurden schon lange von den Einheimischen in Form eines Aufgusses genossen und so wurde Indien, neben China und Japan, langsam zu einem wichtigen Teeproduzenten.
Der Assam-Tee wird vorwiegend im Hochland angebaut, wo er bei tropischen Bedingungen hervorragend gedeiht. Zum Teil ist es möglich, bis zu 30 Mal im Jahr zu ernten, da der Tee unter guten Bedingungen sehr schnell wächst. Es gibt verschiedene Erntephasen, die einen unterschiedlich schmeckenden Assam-Tee hervorbringen. Die ersten Blätter werden im Februar geerntet und geben einen eher blumig schmeckenden Tee, der sich deutlich von den kräftigen Assam-Tees unterscheidet, die man bei uns zumeist kaufen kann. Im Verlauf des Jahres wird das Aroma des geernteten Tees zunehmend kräftiger.
Zwischen Mai und Mitte Juli wird der qualitativ hochwertigste Assam-Tee gepflückt und es ist dieser, der in den meisten Ostfriesenteemischungen (Ostfriesentee) Verwendung findet. Assam-Tee ist ein klassischer Schwarztee, gibt in der Tasse aber eine kräftige kupferne bis bernsteinerne Farbe, die man eher als Rot denn Schwarz bezeichnen könnte. So wird Schwarztee in Ostasien auch häufig als Roter Tee bezeichnet; gemeint ist das Gleiche.
Das Aroma des Assam-Tees ist in der Regel sehr kräftig und aromatisch mit malzigen und an Honig erinnernden Noten. Dies macht ihn ideal für die Mischung mit Milch und Zucker, wie es die Ostfriesen (Ostfriesische Teekultur) gerne tun. Der hohe Anteil an Gerbstoffen und Vitamin B1 macht den Tee sehr gesund und ohne Milch und Zucker genossen kann er bei der Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Krankheiten helfen. Durch den Koffeingehalt ist der Assam-Tee außerdem ein sanfter und gut verträglicher Wachmacher, da die Wirkung im Gegensatz zum Kaffee langsamer eintritt und länger anhält.
Wie der Name schon sagt, stammen Ceylon-Tees von der Insel Ceylon, heute Sri Lanka genannt. Von dort werden hauptsächlich Schwarztees exportiert und nur selten der nicht fermentierte Grüntee. Ursprünglich wuchs auf Sri Lanka kein Tee und es war ein Schotte, der die Teepflanze in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf die Insel brachte, als Ceylon noch unter britischer Herrschaft stand. Da ein Befall von Rostpilz die bis dahin vorwiegend angebauten Kaffeepflanzen vernichtete und ein wiederholter Anbau den ausländischen Kapitalgebern zu riskant war, hielt der Tee als Alternative Einzug auf Sri Lanka.
Heute wird hauptsächlich in den Regionen Dimbula, Nuwara Eliya und Uva Tee kultiviert. Sri Lanka eignet sich mit vorwiegend tropischen klimatischen Verhältnissen sehr gut für den Tee-Anbau. Der qualitativ hochwertigste Tee stammt aus schwer zugänglichen Höhenlagen über 1200 Meter und muss aufgrund der Bedingungen aufwendig von Hand gepflückt werden, was den Tee teurer und exklusiver macht. Der geerntete Tee wird häufig in den weltberühmten English Breakfast Mischungen verwendet, findet aber auch in Ostfriesenmischungen seinen Platz.
Das Aroma des auf Sri Lanka angebauten Tees ist etwas milder als das von Assam-Tees, zeigt jedoch auch eher herbe, leicht malzige Noten. Zum Teil erinnert der fast schon frische Geschmack an Zitrusfrüchte. Im Gegensatz zum Daarjeeling-Tee ist der Ceylon-Tee eher nicht lieblich-blumig, sondern aromatisch-kräftig und wird daher gerne mit etwas Milch oder Zitrone genossen.
Der dritte im Bunde der klassischen und bekannten Schwarzteesorten ist der Darjeeling-Tee aus dem westbengalischen Distrikt Darjeeling in Indien, an der Grenze zu Nepal und Bhutan. Auch hier trägt ein Brite die Verantwortung für das Aufkommen des Teeanbaus zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Zunächst züchtete Archibald Campbell den Tee in seinen eigenen Gärten, bis die britische Regierung den Teeanbau intensiv vorantrieb. Heute arbeiten rund 70.000 Menschen in der Teeindustrie Darjeelings, davon viele Saisonarbeiter. Traditionell wird der Tee, der in hohen und steilen Lagen angebaut wird, von Hand und von Frauen gepflückt.
Neben Schwarztee wird in Darjeeling Oolong, Grüner Tee, Weißer Tee und Gelber Tee produziert und in alle Welt exportiert. Da der Tee aus Darjeeling als sehr hochwertig gilt, sind sehr viele gefälschte Produkte im Umlauf, also Tees aus anderen Anbauregionen, die als Darjeeling-Tees ausgegeben und teuer verkauft werden. Um das zu veranschaulichen: Jährlich werden circa 40.000 Tonnen Darjeeling-Tee auf den Markt gebracht, während lediglich um die 10.000 Tonnen pro Jahr geerntet werden. Also solltest du beim Kauf auf Siegel achten, die die Herkunft garantieren. So kannst du hoffentlich vermeiden, „gepanschten“ Tee zu kaufen, der das Geld nicht wert ist.
Tees aus Darjeeling besitzen in der Regel ein sehr feines, blumig-leichtes Aroma, das je nach Erntezeit und Anbaugebiet variiert. Er ist relativ anfällig, was die Zubereitung mit hartem Wasser betrifft, daher solltest du bei der Zubereitung weiches oder gefiltertes Wasser verwenden, um das volle Aroma genießen zu können. Die First Flush Tees (erste Ernte) sind die feinsten und mildesten, was sich auch in der eher blassen Farbe in der Tasse widerspiegelt. Die Tees der zweiten Erntephase, Second Flush genannt, sind etwas kräftiger, weniger blumig und ähneln dem Ceylon-Tee in Bezug auf die Farbgebung in der Tasse. Sie werden länger fermentiert als die Tees der First Flush Phase und entwickeln dadurch die kräftigere Farbe und das Aroma.
Der Earl Grey ist eigentlich keine Schwarzteesorte, sondern eine Mischung aus Schwarztee und Bergamottöl bzw. Bergamottaroma, wenn es sich um billige Tees handelt. Ich führe den Earl Grey dennoch in der „Was ist Tee“-Sammlung auf, da er der auf der Welt am meisten getrunkene Schwarztee und deswegen eine besondere Erwähnung wert ist. Benannt ist der Tee nach einem englischen Gentleman mit dem Namen Charles Grey, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert das Amt des britischen Premierministers innehatte. Dieser Herr wurde dafür bekannt, dass er im Jahre 1833 das Preismonopol der East India Company im Teehandel mit China aufhob. Doch nicht nur das trieb er voran: Unter seiner Verwaltung wurde auch die Aufhebung der Sklaverei in den britischen Kolonien beschlossen.
Die Aufhebung des Handelsmonopols der East India Company war ein weiterer Sargnagel für die sich im Niedergang befindende britische Handelsgesellschaft. Überlastet durch ausgedehnte und nicht mehr zu kontrollierende Kolonien und Verwaltungsgebiete auf vielen Kontinenten, bedeutete der Verlust des Handelsmonopols steigenden Druck für die Company. Der zuvor sehr lukrative Handel mit Tee gestaltete sich durch zunehmende Konkurrenz immer schwieriger und die Einnahmen reichten nicht mehr aus, die immensen Kosten für Soldaten, Versorgung, Schiffe und Verwaltung zu decken.
Noch bevor Charles Grey bekannt wurde und sein Name für den Namen des Tees Pate stand, gab es eine Teesorte, die sich ebenfalls „Grey’s Tea“ nannte, aber wohl nicht mit Charles Grey in Verbindung stand. Den „Earl Grey“, wie wir ihn heute kennen, gibt es seit den 1880er Jahren und besteht aus ursprünglich rein chinesischen Schwarztees, die mit Bergamottöl aromatisiert wurden. Heute werden häufig Ceylon-Tees verwendet, die sich aufgrund ihres leicht fruchtig-zitrischen Aromas gut für eine Mischung mit Bergamottöl oder -aroma eignen. Nur in hochwertigen Earl Grey-Mischungen wird reines Bergamottöl verwendet. Häufiger wird lediglich billiges Aroma beigemischt, daher solltest du darauf beim Kauf immer achten, wenn du nach einem guten, original Earl Grey Tea suchst.
2 Comments
Sehr interessant, besonders die Hintergrundgeschichte zum Earl Grey Tea. Diese Mischung aus Tee und Politik… 😀
Das kann ich mir nicht verkneifen 😀
Immerhin habe ich Politik studiert, dass muss ja für irgendwas gut sein.